Edibles und Krankenhaus: Wie riskant sind THC-Lebensmittel wirklich?

Edibles und Krankenhaus: Wie riskant sind THC-Lebensmittel wirklich?
11 Juli 2025
Jonas Lichter 0 Kommentare

Stell dir vor: Alles beginnt harmlos mit einem Brownie auf einer Party. Ein paar Stunden später liegst du zitternd auf deinem Bett, das Herz rast, die Realität verschwimmt, und du bist überzeugt, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. So oder so ähnlich enden viele Geschichten von Leuten, die zum ersten Mal Edibles, also mit THC versetzte Lebensmittel, probieren – und dann im Krankenhaus landen. Doch wie gefährlich sind Edibles tatsächlich? Kann man wirklich von ihnen so krank werden, dass professionelle Hilfe unvermeidbar ist? Und noch viel wichtiger: Wie lässt sich das vermeiden?

Warum Edibles so anders wirken – und warum sie dich ins Krankenhaus bringen können

Edibles sind kein Vergleich zum guten alten Joint. Sobald man THC isst statt inhaliert, läuft im Körper ein völlig anderes Programm ab. Das liegt an der Art, wie THC verarbeitet wird: Während beim Rauchen das THC direkt über die Lunge ins Blut und dann ins Gehirn rauscht, muss das eingenommene THC erst mal durch den Verdauungstrakt und die Leber. Dort wird es zu 11-Hydroxy-THC umgebaut – einem Stoff, der viel stärker und wesentlich langanhaltender aufs Gehirn wirkt als gerauchtes THC. Dadurch kommt es oft zu heftigen Effekten – manchmal erst mit einer Verspätung von bis zu zwei Stunden.

Die Wartezeit ist einer der größten Fallen: Viele unterschätzen, wie stark Edibles sind und legen prompt nach, „weil ja nix passiert“. Plötzlich setzt die Wirkung ein – und zwar geballt. Dabei ist die Dosis im Keks oder Gummibärchen oft schwieriger zu bestimmen als im ausgemessenen Joint. Besonders im Freizeitbereich und auf Partys gibt’s selten genaue Angaben zur Menge. Die Folgen sind Überdosierungen, die dann zu einem Notfall werden können.

Krankenhäuser sehen immer wieder Menschen mit Edible-Notfällen. An der Berliner Charité wurden zum Beispiel von 2022 bis 2024 pro Jahr mehr als 60 Fälle katalogisiert, in denen der Konsum von THC-Lebensmitteln einen Einsatz in der Notaufnahme auslöste. Das sind nicht nur Jugendliche, sondern zunehmend auch Erwachsene zwischen 30 und 60 Jahren, oft nach „ungewolltem“ Konsum bei Events oder in unscheinbaren Snacks. Die Symptome? Meistens umfasst die Liste Panikattacken, Herzrasen, Verwirrung, extreme Übelkeit, Kreislaufkollaps, seltener auch Halluzinationen oder ein sogenanntes „Cannabis-Hyperemesis-Syndrom“ – ein Zustand, bei dem unstillbares Erbrechen auftritt.

Viele landen dabei nicht aus Lebensgefahr direkt im Krankenhaus, sondern weil der Kontrollverlust und die Angst so übermächtig werden, dass nichts mehr geht. Trotzdem gibt es echte Risiken für bestimmte Gruppen: Herzpatienten, Diabetiker oder Schwangere sind besonders gefährdet, genauso wie Kinder, die aus Versehen zugreifen. Für sie kann eine THC-Vergiftung lebensbedrohlich werden. 2023 hat das Uniklinikum München eine Statistik veröffentlicht, nach der allein in Bayern über 35 Kinder nach Edible-Konsum ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Für sie ist keine Überdosierung harmlos.

Die Symptome einer Edible-Überdosierung erkennen und richtig reagieren

Die Symptome einer Edible-Überdosierung erkennen und richtig reagieren

Das Gemeine am Edible-Rausch: Er fängt unscheinbar an, wird dann aber fast immer intensiver und anders als das gewohnte Cannabisgefühl. Viele berichten davon, dass sie nach dem Verzehr entweder zunächst nichts merken oder sich nur leicht entspannt fühlen. Doch wenn die Wirkung einsetzt, erlebt man nicht selten das volle Programm. Diese Überdosierung – oft auch als „Grüne Kelle“ bezeichnet – hat typische Symptome:

  • Herzrasen und hoher Puls (manchmal über 120 Schläge pro Minute)
  • Hitzewallungen, starker Schweißausbruch
  • Heftige Angstzustände bis zur Panikattacke („Ich sterbe, ich habe einen Herzinfarkt“ - typische Gedanken)
  • Kreislaufbeschwerden, Schwindel und Benommenheit
  • Magenkrämpfe, starke Übelkeit und in schweren Fällen anhaltendes Erbrechen
  • Desorientierung, Verwirrtheit oder sogar Halluzinationen
  • Körperliche Lähmungsgefühle oder Bewegungsstörungen

Krankenhausärzte berichten immer wieder, dass selbst Menschen, die als „erfahrene Konsumenten“ gelten, durch die anhaltende Wirkung komplett überfordert werden. Das liegt daran, dass der Rausch einer Edible-Überdosis nicht nur länger, sondern oft auch intensiver und unberechenbarer ist. Während ein normaler Rausch von gerauchtem Cannabis nach ein bis drei Stunden abklingt, kann der Edible-Kick bis zu zwölf Stunden – im schlechtesten Fall noch länger – anhalten.

Im Krankenhaus zählt in solchen Fällen vor allem das Monitoring der Vitalparameter und die Beruhigung der Betroffenen. Es gibt kein Gegenmittel gegen THC, nur Symptombehandlung: Beruhigungsmittel bei Panik, Infusionen bei Kreislaufkollaps, Medikamente gegen Übelkeit. Die allermeisten Fälle verlaufen ohne bleibende Schäden, aber sie hinterlassen häufig Angst vor dem erneuten Konsum.

Viele suchen nicht deshalb medizinische Hilfe, weil die Substanz selbst hoch giftig ist, sondern, weil sie sich mit der Situation heillos überfordert fühlen. Das subjektive Gefühl, „jetzt sterbe ich wirklich“, ist beim Edible-Rausch häufiger als bei fast jeder anderen legalen oder illegalen Droge. Genau das macht Edibles so riskant, gerade wenn sie nichtsahnenden oder unerfahrenen Menschen serviert werden.

Folgendes zeigt eine Übersicht aus der Notaufnahme-Statistik 2023 zur Häufigkeit der Symptome nach Edible-Konsum:

SymptomHäufigkeit (%)
Panikattacke67%
Starkes Erbrechen46%
Herzrasen/Angina33%
Kreislaufzusammenbruch24%
Halluzinationen12%
Unkontrollierbares Schwitzen54%

Diese Zahlen klingen heftig – und sie sind es auch. Zum Glück geht es bei Edible-Überdosierungen fast nie um bleibende Organschäden oder Todesfälle, sondern um massive psychische Ausnahmesituationen und medizinische Stressfolgen. Aber das Gefühl der Ohnmacht und Angst prägt sich ein – und ist kaum wieder vergessen.

Wie du dich vor Edible-Desastern schützt und Hilfe im Notfall bekommst

Wie du dich vor Edible-Desastern schützt und Hilfe im Notfall bekommst

Nun kommt die wichtigste Frage: Wie kannst du einen Edible-Absturz samt Krankenhaustrip vermeiden? Zuerst: Respektiere die Verzögerung. „Start Low, Go Slow“ – dieser Satz rettet Leben. Beginne immer mit der kleinsten verfügbaren Portion. Als Faustregel gilt: 5 bis maximal 10 Milligramm THC für Einsteiger. Das ist oft nur ein Viertel eines Gummibärchens oder ein kleiner Happen von einem Haschkeks. Warte dann mindestens zwei Stunden, bevor du nachlegst.

Lass dich nicht von anderen hetzen oder vergleichen („Da passiert nichts, iss ruhig noch was“). Jeder Mensch reagiert anders auf THC, besonders oral eingenommen. Menschen mit geringem Körpergewicht, älteren Personen und solche mit Vorerkrankungen sind schneller und heftiger betroffen. Mische Edibles außerdem nie mit Alkohol oder anderen Drogen: Die Kombination kann unberechenbar sein und Risiken massiv erhöhen.

Wenn du plötzlich feststellst, dass etwas nicht stimmt – bleib ruhig. Versuch, dich hinzulegen, atme tief durch, trink Wasser oder einen Kamillentee. Oft hilft es, mit vertrauten Menschen zu sprechen oder sie um Hilfe zu bitten. Kalte Waschlappen auf der Stirn oder ein entspannendes Hörbuch können ein Gefühl von Sicherheit geben. Die meisten Edible-Panikattacken lassen sich durch Ruhe und Begleitung gut aushalten.

Such die Notaufnahme auf, wenn folgende Situationen eintreten:

  • Herzrasen hält länger als 30 Minuten an und geht mit Brustschmerzen einher
  • Starkes Erbrechen hört auch nach 2 Stunden nicht auf (Gefahr der Austrocknung)
  • Du verlierst das Bewusstsein oder kannst dich kaum mehr bewegen
  • Du bist schwanger oder hast eine chronische Krankheit und spürst plötzlich Symptome
  • Kinder oder sehr alte Menschen haben Edibles gegessen – sofort handeln!

Jede Klinik kann eine Edible-Überdosis behandeln, weil es immer um die Symptome geht. Es gibt keine Meldepflicht und kein Eintrag ins Strafregister, wenn du Hilfe holst. Bei Unsicherheit kannst du auch bei der Giftnotrufzentrale anrufen – dort gibt’s erfahrene Ärzte, die auch aus der Ferne beraten können.

Wem nützt das alles? Am Ende schützt dich nur Verantwortung vor dem schlimmsten Fehler. Auch wenn Edibles im richtigen Setting Spaß machen und oft unterschätzt werden – sie sind kein Spaß für Anfänger, ein Kontrollverlust ist bitter. Respektiere die Substanz, höre auf deinen Körper, und versteck Edibles gut vor Kindern. Und das Wichtigste: Wenn du das Gefühl hast, dass etwas schief läuft, such Hilfe, bevor es zu spät ist. Du bist nicht der Erste – und wirst auch nicht der Letzte sein, bei dem ein Brownie für echtes Chaos sorgt.

Noch ein Tipp für alle, die neugierig sind: Kauf Edibles nur bei vertrauenswürdigen Quellen mit genauen Angaben zum THC-Gehalt. Lass dich nie zu Challenges überreden und iss nie irgendwas, dessen Herkunft oder Dosierung du nicht kennst. Und wenn du selbst Edibles backst, teile sie klar – und warne andere ehrlich vor ihrer Stärke. Besser eine Warnung zu viel als ein Besuch im Krankenhaus.

Was bleibt? Der Griff zu Edibles bleibt Geschmackssache mit Risiko. Wer die richtigen Tipps beherzigt, dem schadet ein starkes Erlebnis weniger als Unkenntnis. Aber ob Brownie, Gummibärchen oder Keks – niemand will am Ende der Spruch hören: „Hättest du mal vorher gefragt…“

Jonas Lichter

Jonas Lichter

Ich bin ein Experte für natürliche Heilmethoden und habe mich auf die therapeutische Anwendung von CBD, THC und HHC spezialisiert. In meiner Praxis in Salzburg unterstütze ich Menschen dabei, natürliches Wohlbefinden zu erreichen. Zusätzlich teile ich mein Wissen und meine Erfahrungen über die Vorteile und Anwendungen von Cannabinoiden in verschiedenen Publikationen und auf meinem Blog.