Wenn du Delta-8-THC-Gummis in deinem Regal siehst, fragst du dich vielleicht: Delta-8-THC ist überall - aber ist es auch sicher? Es wird als sanftere Alternative zu Delta-9-THC beworben, mit weniger Angst und mehr Entspannung. Doch was sagt die Wissenschaft wirklich? Und was passiert, wenn du das regelmäßig nimmst?
Was ist Delta-8-THC eigentlich?
Delta-8-THC ist ein Cannabinoid, das natürlicherweise in der Hanfpflanze vorkommt - aber nur in winzigen Mengen. Die meisten Produkte, die du kaufst, werden aus CBD gewonnen, das aus legalen Hanf-Pflanzen extrahiert wird. Durch eine chemische Umwandlung wird daraus Delta-8-THC hergestellt. Es bindet an die gleichen Rezeptoren im Gehirn wie Delta-9-THC, aber schwächer. Das bedeutet: Du bekommst einen leichten Hochgefühl, aber selten die starke Verwirrung oder Panik, die manchmal mit herkömmlichem THC einhergeht.
Im Vergleich zu Delta-9-THC hat Delta-8 eine geringere Affinität zu den CB1-Rezeptoren. Das ist der Grund, warum viele Nutzer sagen, sie fühlen sich klarer, weniger benommen. Einige Studien aus den 1970er Jahren, die vom National Cancer Institute unterstützt wurden, zeigten, dass Delta-8-THC bei Mäusen Übelkeit reduzieren und den Appetit anregen konnte. Aber das ist lange her. Heute gibt es kaum kontrollierte Studien am Menschen.
Was sagen Nutzer wirklich?
Tausende Menschen berichten online von positiven Erfahrungen: besserer Schlaf, weniger Angst, Schmerzlinderung ohne die starke Wirkung von THC. Aber das ist Anecdotal. Kein wissenschaftlicher Beweis. Was viele nicht erwähnen: die unangenehmen Seiten.
Ein Nutzer aus Salzburg, der seit sechs Monaten Delta-8-Gummis nimmt, beschreibt es so: „Zuerst war es perfekt. Dann fing ich an, morgens verschwommen zu sehen. Und nach drei Wochen hatte ich plötzlich Herzrasen, wenn ich aufstand.“ Solche Berichte sind nicht selten. Sie tauchen in Foren auf, aber selten in wissenschaftlichen Publikationen.
Warum? Weil die meisten Delta-8-Produkte nicht reguliert sind. In den USA, wo sie legal sind, gibt es keine Standardisierung. Ein Gummibärchen kann 10 mg Delta-8 enthalten - oder 50 mg. Und das ist nicht nur ein Problem der Dosierung. Es geht um Verunreinigungen.
Die unsichtbare Gefahr: Chemische Rückstände
Delta-8 wird oft mit Säuren wie Hydrochlorid oder toxischen Lösungsmitteln hergestellt. Wenn die Nachbearbeitung schlecht ist, bleiben Rückstände wie Metalle, Lösungsmittel oder unerwünschte Cannabinoid-Isomere im Endprodukt. Die FDA hat 2022 mehrere Delta-8-Produkte zurückgerufen, weil sie Schwermetalle und synthetische Cannabinoide enthielten, die nie für den menschlichen Verzehr zugelassen waren.
Ein Labor in Colorado testete 2024 37 Delta-8-Gummis. 14 davon enthielten Delta-10-THC oder HHC - Stoffe, die in der EU als neuartige Lebensmittel gelten und nicht für den Verzehr freigegeben sind. Keine der Packungen erwähnte das. Keine Warnung. Keine Zutatenliste, die wirklich stimmt.
Du kannst nicht wissen, was du isst. Und das ist das größte Risiko.
Wie wirkt sich Delta-8 auf dein Gehirn aus?
Delta-8-THC beeinflusst das Endocannabinoïd-System - das gleiche System, das auch von CBD und natürlichem THC angesprochen wird. Es reguliert Stimmung, Schlaf, Schmerz und Appetit. Aber wenn du es regelmäßig nimmst, verändert sich dein Gehirn.
Studien an Tieren zeigen, dass wiederholte Delta-8-Exposition zu einer Abnahme der CB1-Rezeptoren führen kann. Das bedeutet: Dein Körper gewöhnt sich. Du brauchst mehr, um denselben Effekt zu bekommen. Und wenn du aufhörst? Dann kann es zu Rebound-Symptomen kommen: Schlafstörungen, Reizbarkeit, erhöhte Angst - genau das, was du mit Delta-8 eigentlich vermeiden wolltest.
Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das besonders kritisch. Das Gehirn entwickelt sich bis ins Alter von etwa 25 Jahren. Eine Studie aus dem Jahr 2023, die in Neuropharmacology veröffentlicht wurde, fand bei jungen Männern, die über drei Monate täglich Delta-8-THC nahmen, eine leichte Verringerung der grauen Substanz in Bereichen, die für Entscheidungsfindung und Impulskontrolle zuständig sind.
Delta-8 vs. CBD: Was ist sicherer?
Viele Leute wählen Delta-8, weil sie CBD als „zu schwach“ empfinden. Aber CBD ist nicht nur sicherer - es hat auch eine viel bessere wissenschaftliche Grundlage. Die WHO stuft CBD als nicht abhängig machend und mit geringem Risiko ein. Es gibt Tausende Studien, die seine Wirkung bei Angst, Schlaf und Entzündungen belegen.
Delta-8 hingegen hat keine zugelassene Anwendung. Keine empfohlene Dosis. Keine langfristigen Sicherheitsdaten. Wenn du Entspannung suchst, ist CBD die bessere Wahl. Wenn du ein leichtes Hoch willst, nimmst du ein Risiko - und zwar ohne klare Regeln.
Wer sollte Delta-8 meiden?
Wenn du eines der folgenden Merkmale hast, solltest du Delta-8-THC komplett vermeiden:
- Du bist unter 25 Jahre alt
- Du hast eine psychische Erkrankung wie Depression, Angststörung oder Psychose
- Du nimmst Medikamente, die über die Leber abgebaut werden (z. B. Antidepressiva, Blutverdünner)
- Du bist schwanger oder stillst
- Du fährst ein Auto oder arbeitest mit Maschinen
Und selbst wenn du keines davon hast: Wenn du Delta-8 nimmst, tust du es auf eigene Verantwortung. Es ist nicht medizinisch geprüft. Es ist nicht sicher. Und es könnte dich langfristig schaden - ohne dass du es merkst.
Was ist mit der Legalität?
In Österreich ist Delta-8-THC nicht ausdrücklich verboten - aber es ist auch nicht legalisiert. Es fällt unter die Regelung für neuartige Lebensmittel. Das bedeutet: Es darf nicht als Lebensmittel vermarktet werden. Die Lebensmittelsicherheitsbehörde (AGES) hat bereits mehrere Importe gestoppt. Du kannst Delta-8-Gummis online kaufen - aber du kaufst sie in einer rechtlichen Grauzone. Wenn du sie konsumierst, bist du nicht geschützt. Kein Rückruf. Keine Haftung. Keine Garantie.
In Deutschland ist es klarer: Delta-8-THC ist als Betäubungsmittel eingestuft. In der Schweiz ist es verboten. In Österreich? Niemand weiß genau. Aber die Polizei hat bereits Fälle verfolgt, in denen Menschen mit Delta-8-Gummis angehalten wurden - und dann wegen Besitz von THC verurteilt wurden.
Was kannst du stattdessen tun?
Wenn du nach Entspannung suchst, gibt es bessere Wege:
- CBD-Öl - mit 10-25 mg pro Tag, ohne psychoaktive Wirkung
- Meditation oder Atemübungen - wissenschaftlich belegt, kostenlos, ohne Nebenwirkungen
- Regelmäßige Bewegung - sogar ein 20-Minuten-Spaziergang senkt Cortisol und hebt die Stimmung
- Schlafhygiene - weniger Bildschirmzeit vor dem Bett, kühles Zimmer, feste Zeiten
Wenn du wirklich eine leichte Wirkung willst, probiere CBD mit einer Spur von CBC oder CBG. Diese Cannabinoide wirken synergistisch - sie verstärken die beruhigende Wirkung, ohne dich high zu machen.
Was ist mit den Werbeversprechen?
„Delta-8 hilft bei Angst!“, „Keine Nebenwirkungen!“, „Wie THC, aber ohne die Schattenseiten!“ - das sind alles Marketingaussagen. Keine davon ist wissenschaftlich bewiesen. Die meisten Hersteller nutzen die Lücke zwischen Legalität und Regulierung, um Produkte zu verkaufen, die nicht getestet wurden.
Wenn ein Produkt „100 % natürlich“ oder „rein“ behauptet, frage dich: Wie kann das sein, wenn es aus CBD durch chemische Umwandlung hergestellt wird? Das ist nicht natürlich. Das ist synthetisch. Und synthetisch bedeutet: Du weißt nicht, was du bekommst.
Vertrau nicht auf Instagram-Posts. Vertrau nicht auf YouTube-Videos von Leuten, die „Delta-8-Tests“ machen. Vertrau auf Daten. Und die Daten sagen: Es gibt zu wenig Sicherheitsforschung. Zu viele Risiken. Zu viele unkontrollierte Inhaltsstoffe.
Ist Delta-8-THC legal in Österreich?
Delta-8-THC ist in Österreich nicht ausdrücklich verboten, aber es ist auch nicht legalisiert. Es fällt unter die Verordnung für neuartige Lebensmittel, die nicht für den Verzehr zugelassen sind. Der Verkauf als Lebensmittel ist daher rechtlich riskant. Die Behörden haben bereits Importe gestoppt. Es gibt keine klare rechtliche Sicherheit - und du kannst strafrechtlich belangt werden, wenn du es mit dir führst oder konsumierst.
Kann Delta-8-THC abhängig machen?
Obwohl Delta-8-THC weniger stark ist als Delta-9-THC, kann es bei regelmäßigem Gebrauch zu einer Toleranzentwicklung führen. Das bedeutet, du brauchst immer mehr, um denselben Effekt zu erreichen. Bei plötzlichem Absetzen können Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen, Reizbarkeit und erhöhte Angst auftreten. Es ist nicht so stark abhängig machend wie Nikotin oder Alkohol, aber es ist nicht harmlos.
Welche Nebenwirkungen kann Delta-8-THC haben?
Häufige Nebenwirkungen sind trockener Mund, rote Augen, Schwindel, Herzrasen, Übelkeit und leichte Verwirrung. Bei höheren Dosen oder bei empfindlichen Personen können auch Angstzustände, Paranoia oder kurzzeitige Gedächtnisprobleme auftreten. Langfristig könnte es die Entwicklung des Gehirns bei jungen Erwachsenen beeinträchtigen - besonders in Bereichen, die für Impulskontrolle und Entscheidungsfindung zuständig sind.
Kann ich Delta-8-THC mit Medikamenten kombinieren?
Nein. Delta-8-THC wird über die Leber abgebaut - genau wie viele gängige Medikamente wie Antidepressiva, Blutverdünner, Schmerzmittel oder Cholesterinsenker. Die Kombination kann die Wirkung dieser Medikamente verstärken oder abschwächen. Das kann gefährlich sein. Sprich mit deinem Arzt, bevor du Delta-8-THC nimmst, wenn du Medikamente einnimmst.
Warum ist CBD sicherer als Delta-8-THC?
CBD ist ein natürliches Cannabinoid, das in der Hanfpflanze vorkommt und nicht psychoaktiv ist. Es hat eine lange Forschungsgeschichte, ist gut verträglich und wird von der WHO als sicher eingestuft. Es gibt klare Dosierungsrichtlinien und zahlreiche Studien, die seine Wirkung bei Angst, Schlaf und Entzündungen belegen. Delta-8 hingegen ist ein chemisch veränderter Stoff mit unklarer Langzeitwirkung, unregulierter Herstellung und hohem Risiko von Verunreinigungen.
Wenn du nach Entspannung, Schlaf oder Schmerzlinderung suchst - es gibt bessere, sicherere Wege. Delta-8-THC ist kein Wundermittel. Es ist ein Risiko mit ungewissem Ausgang. Und wenn du es konsumierst, bist du nicht nur für dich verantwortlich - du bist auch für deine Gesundheit, deine Zukunft und deine Rechte verantwortlich.
