TL;DR
- Fehlende Erregung hat meist mehrere Ursachen: körperlich (Hormone, Krankheiten), psychisch (Stress, Angst), Beziehung (Konflikte, Routine) und Lebensstil (Schlaf, Alkohol, Pornokonsum).
- Schnell-Check: Neu gestartet mit einem Medikament? Schlafdefizit? Stresspeak? Schmerzen? Hormonelle Phase (Perimenopause, Postpartum)?
- Medikamenten-Hitliste: Antidepressiva (v. a. SSRI/SNRI), Betablocker älterer Generation, Antihistaminika, Opioide, Finasterid, Antibabypille (einzelne), Antipsychotika.
- Wann zum Arzt? Plötzlicher Verlust von Morgenerektionen, Schmerzen, Blutungen, Depression, stark erhöhte Müdigkeit oder sehr hoher Leidensdruck.
- Wirkt oft: Schlaf auf 7-9 h, Stressreduktion, Medikamenten-Review, gezielte Paar-Kommunikation, körperliche Aktivität, angepasste Therapie (z.B. PDE5-Hemmer, Hormontherapie wenn indiziert).
Wenn der Körper nicht anspringt, obwohl der Kopf will, fühlt sich das frustrierend an. Ich war dort - als Mann, als Partner. Und ja, das lässt sich aufdröseln. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen gibt es klare Ansatzpunkte. Hier findest du die typischen sexuelle Unlust Ursachen, einfache Checks und die Wege, die sich 2025 bewährt haben.
Was „fehlende Erregung“ wirklich bedeutet - und wo du ansetzt
Erst einordnen, dann handeln. „Erregung“ ist nicht nur Libido (die Lust im Kopf). Es ist auch die körperliche Antwort: Lubrikation/Vasokongestion bei Frauen, Erektion bei Männern, schneller Puls, erhöhte Sensibilität. Manchmal stimmt die Lust, aber der Körper hinkt - manchmal umgekehrt.
Bei Frauen beschreibt das DSM-5-TR die „Störung des sexuellen Interesses/Erregung“ (häufig in Stress- und Hormonphasen). Bei Männern wird zwischen erektiler Dysfunktion (Körper antwortet nicht) und Hypoaktiver Sexueller Luststörung (Kopf will nicht) unterschieden. Das hilft, den Fokus zu setzen: Geht es eher um „keine Lust“ oder „kein Körper-Response“ - oder beides?
Wichtig: Normale Schwankungen sind üblich. Zyklus, Schlaf, Lebensphase, Beziehungsdynamik - alles zählt. Lang anhaltende Probleme (über 3-6 Monate) oder hoher Leidensdruck rechtfertigen Abklärung, egal wie kurz oder lang das Problem besteht.
Ein Reality-Check: Bei Antidepressiva berichten Studien je nach Substanz 30-70% über sexuelle Nebenwirkungen (SSRI/SNRI; aktuelle Übersichten 2020-2024). Eine Woche mit 5 Stunden Schlaf pro Nacht senkt bei jungen Männern das morgendliche Testosteron im Schnitt um rund 10-15% (Leproult & Van Cauter, 2011). Das sind Größenordnungen, die man spürt.
Der große Fehler? Nur an „Kopfsache“ oder nur an „Körper“ zu denken. In der Praxis greifen Ursachen ineinander: ein neues Medikament, Stress im Job, weniger Bewegung, mehr Alkohol, dazu Druck in der Beziehung - fertig ist die Spirale.

Die häufigsten Auslöser - körperlich, psychisch, Beziehung, Lifestyle
Lass uns die üblichen Verdächtigen sortieren. Du musst nicht alles haben - oft reicht eine Kombination aus zwei, drei Punkten.
Körperliche Ursachen
- Hormone (Frauen): Perimenopause/Menopause (Östrogenabfall → Trockenheit, Schmerzen; Libido-Schwankungen), Postpartum/Stillzeit (hohes Prolaktin, wenig Schlaf), Schilddrüse (Hypo-/Hyperthyreose), Hyperprolaktinämie. ACOG 2023 und NAMS 2023 betonen: Beschwerden ernst nehmen, nicht wegwinken.
- Hormone (Männer): Niedriges Testosteron (Symptome + morgendlicher Gesamt-T-Wert meist < 300 ng/dl als Richtwert, Endocrine Society 2018), Schilddrüse, erhöhte Prolaktinwerte. Vorsicht mit Selbsttests ohne Kontext.
- Gefäße und Nerven: Herz-Kreislauf-Risiko, Diabetes, metabolisches Syndrom, Neuropathien. Erektionsprobleme gelten als Frühwarnsignal für Gefäßerkrankungen (AUA-Leitlinie 2018).
- Schmerz & Gyn-/Uro-Themen: Vaginismus, Vulvodynie, Endometriose, Vulvovaginale Trockenheit, Infektionen, Beckenboden-Dysfunktion; bei Männern Prostatitis, Peyronie, chronischer Beckenschmerz.
- Schlaf & Energie: Schlafapnoe, Schichtarbeit, chronische Fatigue - Libido leidet fast immer mit.
- Akute/chronische Erkrankungen: Depression, Angststörungen, Autoimmunerkrankungen, Krebsbehandlungen (Chemo, Antiandrogene/Antiestrogene).
Medikamente und Substanzen
- Antidepressiva (SSRI/SNRI): häufigste medikamentöse Ursache (verzögerte Erregung/Orgasmus, verringerte Lust). Optionen: Dosis anpassen, auf Bupropion/Mirtazapin/Agomelatin wechseln (ärztlich), „Drug Holiday“ ist heikel - nur ärztlich abwägen. Cochrane-Analysen und Leitlinien empfehlen individualisiertes Vorgehen.
- Betablocker (v. a. ältere wie Propranolol), Thiazid-Diuretika, Spironolacton: können Libido/Erektion dämpfen. Alternativen oft möglich (ärztlich umstellen).
- Antihistaminika (sedierend), Antipsychotika (Prolaktin), Opioide (senken Gonadotropine), Benzodiazepine.
- Hormonelle Kontrazeptiva: individuell - bei manchen neutral, bei anderen Lustabfall. Wechsel auf anderes Präparat/Nicht-Hormonelles testen.
- Finasterid/Dutasterid: Libido-/Erektionsprobleme möglich. Bei anhaltenden Beschwerden Arztgespräch (Post-Finasterid-Syndrom wird diskutiert).
- Alkohol/Nikotin: Kurzfristig enthemmt, aber Leistung und Erregung sinken. Chronisch: klare Verschlechterung. Cannabis: gemischt, dosisabhängig; heavy use verschlechtert oft Motivation/Erregung.
Gruppe | Beispiel | Häufige sexuelle Effekte | Ärztliche Alternativen/Notizen |
---|---|---|---|
Antidepressiva | Sertralin, Citalopram, Venlafaxin | Libido↓, Orgasmusverzögerung, Erregung↓ | Wechsel auf Bupropion/Mirtazapin erwägen; Dosis/Timing prüfen |
Blutdrucksenker | Propranolol, Thiazide | Lust↓, Erektion↓ | ARB/ACE-Hemmer oder neuere Betablocker erwägen |
Hormonell | Kombipille, Antiandrogene | Lust↓, Trockenheit | Präparat wechseln; lokal Östrogen bei Trockenheit |
5-Alpha-Reduktase-Hemmer | Finasterid | Libido↓, Erektion↓ | Indikation prüfen; Alternativen besprechen |
Opioide | Oxycodon | Libido↓, Hormonachse↓ | Entzerren, multimodale Schmerztherapie |
Antipsychotika | Risperidon | Prolaktin↑ → Lust↓ | Umstellung, Prolaktinmonitoring |
Psychische und beziehungsbezogene Auslöser
- Stress, Überlastung, Grübeln: Der Kopf schaltet auf „Gefahr“, Libido wird zur Nebensache. Klassiker: Deadlines, Care-Arbeit, finanzielle Sorgen.
- Performance-Angst: „Funktioniere ich?“ Dieser Druck killt Erregung zuverlässig.
- Vergangene Erfahrungen/Trauma: Trigger blockieren Erregung. Trauma-informierte, sichere Therapieebene ist Gold wert.
- Beziehungsdynamik: ungelöste Konflikte, geringe Nähe, unklare Erwartungen, kein Raum für Spiel/Neues. Unterschiedliche Lustniveaus ohne Kommunikation führen zu Vermeidungs-Spiralen.
- Porno-/Masturbationsmuster: Für manche okay, für andere „Overstimulation“ (schnell, intensiv, jederzeit) - Partnersex wirkt dann flach. Das ist änderbar, aber es braucht Entschleunigung und Neu-Konditionierung.
Lebensstil und „kleine“ Dinge mit großem Effekt
- Schlaf: 7-9 Stunden sind kein Luxus, sondern Erregungs-Booster.
- Bewegung: 150-300 Minuten pro Woche moderat oder 75-150 Minuten intensiv - messbarer Effekt auf Libido, Stimmung, Gefäße.
- Ernährung: Mediterranes Muster unterstützt Gefäße, Entzündung runter, Energie rauf.
- Bildschirm/Spätabends: Blaulicht, Social-Media-Stress - schlechtes Rezept für Nähe und Erregung.
- Medienkonsum: „Dauer-Belohnung“ im Kopf senkt Sensitivität für realen Reiz - dosieren hilft.
Eine Beobachtung aus meinem Leben mit Martina: Wenn Schlaf und mentaler Load aus dem Ruder laufen, kippt die Erregung als Erstes. Zwei Wochen mit klaren Grenzen (Phone aus ab 21 Uhr, To-do-Sharing, kleine Date-Rituale) - und es kehrt zurück. Kein Zauber, nur System.

Was du jetzt tun kannst - Selbst-Check, Arztbesuch, Lösungen (mit Szenarien, Checklisten, FAQ)
Kein Rumraten, sondern ein Fahrplan. Nimm 15 Minuten und geh Schritt für Schritt.
Schritt 1: 7-Fragen-Selbst-Check
- Seit wann besteht das Problem - plötzlich oder schleichend?
- Gab es Trigger? Neues Medikament, Krankheit, Geburt, Trennung, Jobstress, Schlafmangel?
- Ist es situationsabhängig? Allein okay, mit Partner nicht - oder umgekehrt?
- Bei Männern: Sind Morgenerektionen noch da? Ja → eher psychogen; Nein → organische Abklärung wichtig.
- Bei Frauen: Schmerzen, Trockenheit, Krämpfe, Lust aber keine körperliche Antwort? Hinweis für gynäkologische Abklärung.
- Wie viel Schlaf/Wochenstress? Unter 6,5 Stunden? Sehr wahrscheinlich relevant.
- Wieviel Alkohol/Nikotin/Porno? Hat sich das in den letzten Monaten verändert?
Schritt 2: Quick-Fixes, die oft binnen 2-4 Wochen wirken
- Schlaf: Ziel 7-9 Stunden. Feste Schlafenszeit, raus aus dem Bett bei Grübeln, keine Screens 60 Minuten vorher.
- Bewegung: Dreimal pro Woche 30-45 Minuten Herz-Kreislauf plus 2x Kraft - steigert Durchblutung und Stimmung.
- Stress-Cut: 10 Minuten täglich Atemübung oder Body-Scan. Apps okay, aber keep it simple.
- Alkohol limitieren: Max. 1 Drink/Abend - besser 0 an Wochentagen.
- Pornopause: 30 Tage ohne oder deutlich runter, Fokus auf langsame Erregung mit Fantasie/Partner.
- Kommunikation: 2x pro Woche 15-Minuten-Check-in ohne Lösungsdruck: Was fühlt sich gut an? Was stresst?
Schritt 3: Medikamenten-Review (mit Arzt/Ärztin)
- Frage konkret: „Welche Option hat die geringsten sexuellen Nebenwirkungen?“
- Antidepressiva: Wechsel auf Bupropion/Mirtazapin/Agomelatin erwägen; manche ergänzen Bupropion. Evidenz ändert sich, 2025 gilt: Individualisieren (Cochrane 2022, Leitlinien)
- Blutdruck: Prüfe ARB/ACE-Hemmer oder neuere Betablocker.
- Finasterid/Opioide: Indikation scharf prüfen, Alternativen suchen.
Schritt 4: Ärztliche Abklärung - welche Tests sind sinnvoll?
- Basis: Anamnese, körperliche Untersuchung, Blutdruck, BMI.
- Labor Männer: Morgendliches Gesamt-Testosteron (2x), SHBG (bei Verdacht), TSH, Prolaktin, HbA1c, Lipide.
- Labor Frauen: TSH, Prolaktin, bei Zyklusänderungen FSH/LH/Estradiol (Peri-/Menopause), HbA1c; bei Postpartum meist klinisch.
- Gyn: Vaginale Atrophie/Trockenheit, Infektionen, Beckenboden. Uro: Prostata, Penisdurchblutung.
- Bei Erektionsstörung: Kardio-Check nicht vergessen - es kann ein Frühzeichen sein (AUA 2018).
Schritt 5: Evidenzbasierte Behandlungswege (Stand 2025)
- Frauen - Lust/Erregung: Sex-/Paartherapie (Basson-Modell: responsive Desire), Beckenbodentherapie, Lubrikantien. Bei Menopause: lokale Östrogene gegen Trockenheit; systemische MHT nach NAMS 2023 abwägen.
- Frauen - HSDD (prämenopausal): Flibanserin täglich oder Bremelanotid „on demand“ (NICE/ACOG Bewertungen). Erwartung managen: moderate Effekte, Nebenwirkungen beachten.
- Frauen - Testosteron off-label: Bei hartnäckiger HSDD nach ISSWSH (2021) möglich - niedrige Dosen, Serumspiegel im weiblichen Bereich halten, regelmäßige Kontrollen.
- Männer - Erektion: PDE5-Hemmer (Sildenafil, Tadalafil) sind First-Line (AUA 2018). Bei Hypogonadismus: Testosterontherapie nur bei gesicherter Diagnose + Symptomatik (Endocrine Society 2018), Monitoring Pflicht.
- Depression/Angst: Kombination aus Therapie (CBT/ACT) und medikamentösen Anpassungen wirkt auf Erregung indirekt stark.
- Schmerz: Gyn- oder uro-spezialisierte Physiotherapie, Endometriose-Management, Dilatorentraining, Lidocain-Gel bei Vulvodynie (nach ärztlicher Anweisung).
Praktische Heuristiken
- Plötzlich + neues Medikament? → Erst Medikations-Umstellung prüfen.
- Plötzlich + Morgenerektionen bleiben? → Eher psychogen (Stress/Angst). Setze auf Coaching/Therapie + Entlastung.
- Schleichend, mit Müdigkeit/Libido↓, Gewicht↑? → Schilddrüse/Metabolik/Hormone checken.
- Schmerz beim Sex? → Erst Schmerz lösen (Lubrikation, lokale Östrogene, Beckenboden, Gyn-Abklärung), dann Lust bearbeiten.
- Nach Geburt/Stillzeit? → Zeit, Schlaf, behutsame Nähe-Rituale; medizinische Checks, wenn Schmerzen/Down-Stimmung.
Mini-Checkliste: Gespräch mit Ärztin/Arzt
- „Ich nehme X, seitdem Y. Welche Alternative hat weniger sexuelle Nebenwirkungen?“
- „Bitte messen: TSH, Prolaktin, HbA1c; zusätzlich (Männer) Testosteron morgens, (Frauen) FSH/LH/Estradiol je nach Phase.“
- „Bei Erektionsproblemen: Kardio-Risikoprofil prüfen.“
- „Bei Schmerzen: Überweisung zur Beckenbodenphysio/Gyn-Spezialsprechstunde?“
Entlastende Beziehungs-Tools (die nicht cringy sind)
- Responsive Desire: Lust entsteht oft nach dem Start. Erwarte nicht „Lust vor dem Spiel“, sondern erlaube „Lust im Spiel“.
- 20-Minuten-Warm-up: Langsamer Start ohne Ziel, Fokus auf Berührung/Atmung. Ziel: Erregungsschwelle senken.
- „Nein zu Sex, Ja zur Nähe“: Ersetzt Abweisung durch Alternative (Kuscheln, Massage). Bindung bleibt, Druck sinkt.
- Neue Reize in Mini-Dosen: anderes Setting, Licht, Tempo. Nicht 180-Grad-Change, sondern 10% Neues.
Häufige Fragen (FAQ)
Ist es normal, mal keine Lust zu haben?
Ja. Schwankungen sind normal. Wenn es länger stört oder Beziehungen belastet, lohnt sich die Abklärung.
Kann SSRI-Sex-Dysfunktion bleiben?
Selten berichten Menschen über anhaltende Probleme nach Absetzen (PSSD wird diskutiert). Bei anhaltenden Beschwerden fachärztlich vorgehen; dokumentiere Verläufe und sprich offen über Alternativen.
Hilft Testosteron bei Frauen?
Kann bei diagnostizierter HSDD helfen (off-label, niedrige Dosierung, Monitoring; ISSWSH 2021). Nicht auf eigene Faust.
Wie erkenne ich, ob’s psychisch oder körperlich ist?
Schnellcheck: Morgenerektionen (bei Männern), Situationsabhängigkeit (allein vs. mit Partner), plötzlicher Beginn nach Medikament. Am Ende klärt man das beste mit Anamnese + Basislabor.
Bringt Pornopause wirklich etwas?
Für viele ja. 30 Tage reduzieren/pausieren + langsame Erregung mit Fantasie/Partner - häufig bessere Sensitivität.
Welche Gleitmittel?
Wasserbasiert für universell, silikonbasiert für lang anhaltend (nicht mit Silikonspielzeug), bei Trockenheit zusätzlich lokale Östrogene (ärztlich).
Entscheidungsbaum in Kurzform
- Plötzlich seit Wochen + neues Medikament? → Arzt: Umstellung testen → 2-4 Wochen reevaluieren.
- Schleichend + Müdigkeit/Antrieb↓ → Schlaf, Stress, Bewegung hochfahren → Labor → je nach Befund behandeln.
- Schmerz dominiert → Schmerztherapie (Gyn/Uro/Physio) → erst danach Erregungstraining.
- Bei Männern ohne Morgenerektionen → organische Abklärung (Gefäße, Hormone). Mit Morgenerektionen → eher psychogen → Performance-Druck senken, evtl. kurzzeitig PDE5-Hemmer.
- Postpartum/Stillzeit → Schlaf organisieren, Druck rausnehmen, medizinische Checks bei Schmerzen/Depression.
Wann du nicht warten solltest
- Blut im Genitalbereich, starke Schmerzen, Fieber → sofort ärztlich.
- Schwere depressive Symptome, Suizidgedanken → sofortige Hilfe.
- Rasanter Libidoverlust mit anderen Hormonzeichen (z.B. Galaktorrhoe) → zügig endokrinologisch abklären.
Was zeigt die Forschung (kurz und knackig)
- SSRI/SNRI: 30-70% mit sexuellen Nebenwirkungen (Breite je nach Studie/Substanz; Übersichten 2020-2024).
- Schlafmangel: 10-15% Testosteronabfall nach 1 Woche 5h/Nacht (Leproult & Van Cauter, 2011).
- PDE5-Inhibitoren: First-Line, hohe Erfolgsraten bei erektiler Dysfunktion (AUA 2018).
- Menopause: Lokale Östrogene effektiv gegen Trockenheit/Dyspareunie (NAMS 2023).
- HSDD: Flibanserin/Bremelanotid mit moderaten Effekten bei ausgewählten Frauen (Cochrane 2022; ACOG/NICE Bewertungen).
Routinen, die Erregung zurückbringen
- Micro-Dates: 2×/Woche 20 Minuten nur Nähe - keine Agenda.
- Erregungsfenster planen: Eher morgens? Dann nutzt das. Abendmüdigkeit killt Lust zuverlässig.
- Bewegung zu zweit: Spaziergang nach dem Essen → Nähe + Stress runter.
- „Langsamer Start“: 5-10 Minuten Berührung ohne Ziel - Sensorik aktivieren, Kopf entlasten.
Nützliche Formeln/Regeln
- 7-9-150-Regel: 7-9 h Schlaf, 150 min Bewegung/Woche, 0-1 Drink/Tag → Basis für Erregbarkeit.
- 3-Wochen-Test: Drei Wochen Schlaf/Stress/Alkohol optimieren, dann neu bewerten. Wenn keine Besserung → ärztlich tiefer einsteigen.
- 10%-Neuheits-Regel: Kleine Veränderungen schlagen große radikale Umbrüche.
Personas & nächste Schritte
- „Ich nehme SSRI und habe keine Lust mehr“ → Arzt: Alternative/Adjunct (z.B. Bupropion) prüfen; 30 Tage Schlaf/Stress/Pornopause; Paar-Check-ins.
- „Erektion klappt allein, nicht mit Partner“ → Performance-Angst: kurzfristig Tadalafil low-dose, Atem-/Körperübungen, Kommunikation; ggf. Sexualtherapie.
- „Nach Geburt: null Lust + Schmerzen“ → Gyn: Trockenheit/Atrophie behandeln (lokales Östrogen), Beckenbodenphysio; Druck rausnehmen, Nähe in kleinen Dosen.
- „Perimenopause, Trockenheit, Lustwechsel“ → NAMS-konforme Beratung: lokale Östrogene, evtl. MHT, Sextherapie-Ansätze; lubrikationsfreundliche Routine.
- „Diabetes, Libido im Keller“ → HbA1c-Optimierung, Gefäß-Check, Bewegung, ggf. PDE5; ernährungsmedizinische Begleitung.
Du musst nicht alles auf einmal ändern. Wähle zwei Hebel, die realistisch sind (z.B. Schlaf + Medikamenten-Review), gib dem 3-4 Wochen, dokumentiere kurz im Handy. Kleine konstante Schritte schlagen große Vorsätze.
Quellen-/Leitlinien-Hinweise (ohne Links): DSM-5-TR; AUA-Leitlinie Erektile Dysfunktion (2018); Endocrine Society Testosteron (2018); NAMS Position Statement (2023); ACOG-Guidance Sexual Health (2023); NICE Bewertungen zu HSDD-Therapien; ISSWSH Clinical Practice Guideline (2021); Cochrane-Reviews zu sexuellen Nebenwirkungen und HSDD (2022); Leproult & Van Cauter (2011) Schlaf/Testosteron.
Ich schreibe das als Partner, nicht als Besserwisser. Was für mich und Martina wirkt: Klarheit, kleine Rituale, ehrliches Feedback - und ein Arzt, der Medikamente nicht heilig spricht. Genau diese Mischung bringt Erregung zurück ins Leben.